Die Welt ist ein Stück weit anders geworden
76. Landesverbandstag NRW unter Energie
Düsseldorf – Der Landesverbandstag in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt sollte eigentlich der Jubiläumsverbandstag werden. Der fünfundsiebzigste. Doch wie bei vielen Verbänden machte die Pandemie einen Strich durch die Feierlichkeiten und so musste ein Jahr später erneut geladen werden. Dennoch hielt der Landesverbandstag was er versprach. Unter dem Motto „Mit Energie in die Zukunft“ stellte man die diskussionsreichen Tage in den Focus des Energiewandels. Zugleich galt der Fingerzeig aber auch auf ein gut aufgestelltes Schornsteinfegerhandwerk. Und gerade hierauf ging Landesinnungsmeister Andreas Peeters auf der Mitgliederversammlung im Besonderen ein. „Die Welt ist ein Stück weit anders geworden“ und da hat er sicherlich recht. Schaut man auf die weltpolitischen Problemstellungen, so werden diese auch unser Handwerk in den nächsten Jahren massiv treffen. Der Transfer im Bereich der Wärmeversorgung, in energiesparende und vor allem kostengünstige Alternativen, wird an Geschwindigkeit aufnehmen. Peeters hob hervor, dass „der Beruf des Schornsteinfegers in Verbindung mit Energie in den Köpfen ankommen muss. Wir müssen einen neuen Weg gehen und werden alle, die diesen mitgehen wollen, mitnehmen“.
Gewerkschaft agiert berufsschädigend
Lösungen müssen auch für den allumgreifenden Fachkräftemangel gefunden werden, so der Landesinnungsmeister. Er kritisierte in diesem Zusammenhang jedoch massiv die Gewerkschaft, die mit Machenschaften ohne Fairness und Respekt berufsschädigend agiert. So löst man sicherlich nicht die Probleme eines gesamten Handwerks.
Abschiedsrede des Präsident Oswald Wilhelm in NRW
Im Anschluss an die gute Rede Peeters, knüpfte der Präsident des Schornsteinfegerhandwerks, Oswald Wilhelm, thematisch nahtlos an Themen seines Vorredners an.
„Es gibt viel zu tun und wir können alle mitnehmen in den unterschiedlichsten Bereichen. Wir müssen uns die Bälle zuspielen“, so Wilhelm.
Er ging auf die jüngste Stellungnahme des ZIV zum „Masterplan Energie“ ein und verwies auch auf das rasante Tempo, welches mittlerweile in der ganzen Sachlage Energie steckt.
Wichtig war dem Präsident aber auch, das Thema feste Brennstoffe nicht aus dem Blick zu lassen. Mit der „Initiative Holz“ erstellte man mit fünf weiteren Verbänden ein Infoheft und Pressemeldungen zur Forderung des Bundesumweltministeriums, Holzfeuer abschaffen zu wollen. „Man müsse Holzfeuerstätten nach dem technischen Stand differenzieren“, so Wilhelm. Er kritisiert hier auch die Deutsche Umwelthilfe, die nur ein schwarz-weiß-denken an den Tag legt. So kommt man nicht weiter. 10 Mio. Feuerstätten werden in einen Topf geworfen und man müsse unterscheiden, ob man einen Ofen mit blauem Engel und zertifizierten Staubabscheider zu bewerten hat, oder einen alten Waschkessel.
Bezüglich des im Raum schwebenden „Gas-Stopps“ berichtete Wilhelm von einer Krisensitzung um das Embargo. Auch hier hat der ZIV eine Stellungnahme eingebracht und er gab zu bedenken, dass man 21 % nicht ausgleichen könne. „So wird es zu Arbeitslosigkeit kommen.“
Offen berichtete Wilhelm auch über die Möglichkeit zur Änderung der Stellvertreterregelung im Schornsteinfeger-Handwerksgesetz bei der Feuerstättenschau. So stellt der Präsident sich eine künftige Regelung vor, wie sie die VoSch vor vielen Jahren bereits hatte. So dass man die Arbeit der Feuerstättenschau bis zu 3 Monaten innerhalb des jeweiligen Betriebs lösen könne.
Abschließend appellierte Wilhelm an die Kollegen: „Es gibt genügend Arbeit. Das Geld liegt auf der Straße. Bücken muss sich jeder Kollege aber selber!“
Im Anschluss daran, blickte Wilhelms designierter Nachfolger Alexis Gula auf die anstehende Verjüngung des ZIV-Vorstands und stellte sein Konzept für die Zukunft vor.
NRW verliert 70.000 Heizwertfeuerstätten im Jahr
Der technische Landesinnungswart, Andreas Schoßland, stellte die aktuelle Mitgliederumfrage in seinem Bericht vor. Aus dieser ging hervor, dass man einen Bedarf an Meistern im Schornsteinfegerhandwerk hat, da nur gut 1/3 der Betriebe in Nordrhein-Westfalen einen Meister beschäftigen. Im Bereich der Energieberater-Qualifikation weist das Schornsteinfegerhandwerk knapp 1.400 Energieberater im Handwerk auf. In Bezug auf die große Pensionierungswelle in den nächsten Jahren, müsste diese Zahl erhöht werden, so Schoßland.
Weitere Themen des Technikers waren die Ableitbedingungen, Feinstaubproblematik und die Ökodisign-Verordnung der EU. Er ging aber auch auf das GEG und seine Gebühren ein und berichtete über die aktuelle Feuerstättenstatistik aus NRW. Bei dieser fiel ihm auf, dass man rund 70.000 Heizwert-Feuerstätten in einem Jahr verloren hat und das bei einem Schnitt von ca. 4.400 Feuerstätten/je Betrieb.
Rekordhoch bei Weiterbildungskursen in Dülmen
Landesberufsbildungswart Hans-Eberhard Kopp knüpfte an die statistischen Zahlen seines Vorredners an. Kopp berichtete über die Ausbildungszahlen in NRW und zeigte sich erfreut, dass man die Delle aus den Jahren 2018-2019 durchschritten hat. Aktuell haben wir in NRW 664 Auszubildende. Darauf lässt sich aufbauen.
Er stellte danach die Lernplattform der Schornsteinfegerakademie für Meisterschüler vor. Gerade die Meisterlehrgänge verzeichnen derzeit einen Run. Die vier parallellaufenden Lehrgänge in Dülmen sind komplett ausgebucht. Auch bei den Weiterbildungskursen verzeichnet man mit 3170 Teilnehmern im vergangenen Jahr ein Rekordhoch!
Dokumentenprüfung beim Gütesiegel
QM-UM-Beauftragter Peter Schäfers wusste neues vom Gütesiegel zu berichten. In diesem Jahr steht lediglich eine Dokumentenprüfung an, welche von den Teilnehmern des Gütesiegels in ein Portal hochzuladen sind. Zudem stellte Schäfers die neue Selbstbewertung vor. Er lobte, dass das neue Gütesiegel so gut angenommen wird.
Gemeinsam gute Öffentlichkeitsarbeit in NRW
Andreas Kramer berichtete im Anschluss daran über den Bereich Öffentlichkeitsarbeit der letzten Monate. Er lobte die vielen Kolleginnen und Kollegen in NRW, die in unterschiedlichster Weise für unser Handwerk Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Ob in Zeitungsberichten, Kurz-Reportagen im Fernsehen, oder auch im Bereich Social Media wird hier viel Gutes bewegt, freute sich Kramer.
Freuen konnte sich auch der Vorstand Finanzen, Ralf Rosocha über die gute Finanzlage im Landesfachverband NRW.
Ausbildungsvergütung wurde erhöht
Als Signal konnte man auch sehen, dass das Gremium die Ausbildungsvergütung erhöhte. So wird jedem Betrieb in NRW ab dem 1. Ausbildungsjahr 2023 empfohlen, eine Vergütung i.H.v. 850 Euro/Mon. zu zahlen. Steigen soll diese dann im 2. Ausbildungsjahr auf 950 Euro/Mon., bis zu 1.050 Euro/Mon. im 3. Ausbildungsjahr.
Andreas Kramer
Landesfachverband Nordrhein-Westfalen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bericht zur öffentlichen Festveranstaltung