Unsere Aufgabe ist es an Morgen zu denken
Landesverbandstag NRW in Dortmund schärfte Blickwinkel
Dortmund – Vierundzwanzig Delegierte aus den nordrhein-westfälischen Schornsteinfeger-Innungen lauschten gespannt den Worten des Präsidenten des Bundesverbands, Oswald Wilhelm, in seiner Rede auf dem Landesverbandstag in Dortmund. Wilhelm gab in dieser einen Einblick in aktuelle Geschehnisse, die das Schornsteinfeger-Handwerk beschäftigen. Wahrlich war seine Bewertung überaus positiv, denn den Betrieben ging es wirtschaftlich selten so gut wie heute. „Unsere Aufgabe ist es aber an Morgen zu denken“, so das Verbandsoberhaupt. Womit er sichtlich Recht hat, denn insbesondere Veränderungen in den nordeuropäischen Nachbarländern wirken alarmierend. Wenn dort Kehrpflichten und deren Systeme aufgeweicht werden, so muss man gerade jetzt auf das hervorragende System in Deutschland verweisen und unseren hohen Sicherheitsstandart in den Mittelpunkt bei Bewertungen rücken.
Dieser Sicherheitsstandart steht gerade auch bei den Gesprächen um die neue Kehrordnung oder die Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen im Fokus. Bekanntlich stehen hier einige Änderungen zeitnah an, bei denen der Bundesverband aktiv mitwirkt. Mit Weitblick darf man sich aber auch in diesen Fragen nicht immer nur verschließen, sondern muss in die Bewertung stets den technischen Wandel mit einbeziehen. Wer diese komplett ignoriert und blockiert wird irgendwann auch nicht mehr ernst genommen. Und so hat man beispielhaft offensiv eine Reduzierung der Kehrhäufigkeit bei Feuerstätten mit nachweislich emissionsarmer Verbrennung getragen. Zur realistischen Bewertung gehört dann aber auch zu sagen, dass selbstkalibrierende Feuerstätten keine Berechtigung für einen verlängerten Überprüfungszyklus rechtfertigen.
Mit Blick auf die überfällige Gebührenerhöhung im hoheitlichen Bereich konnte man sich zudem mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie auf das Gesamtpaket neue Kehrordnung einigen, zudem der Referentenentwurf nun vorliegt.
18 % weniger Auszubildende in Nordrhein-Westfalen
Oswalt Wilhelm zeigte aber auch die Aktivitäten innerhandwerklich auf. Von der Lobbyarbeit mit Handwerksverbänden, über neue Leistungen und Hilfestellungen für die Betriebe, bis hin zur Ausbildungsoffensive reichte seine Rede. Gerade letzteres Thema, die Ausbildung war ihm und auch folgenden Redner des Landesinnungsverbandes äußerst wichtig.
So zeigte Hans-Eberhard Kopp in seinem Tätigkeitsbericht des Vorstand Bildung auf, dass aktuell in Nordrhein-Westfalen lediglich 331 Auszubildende einen Lehrvertrag haben. Dieses Minus von 18 Prozent muss wach rütteln und wir müssen alle mehr tun, um junge Menschen für unseren tollen Beruf zu begeistern. „Wir müssen mehr die Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten aufzeigen“, rief Kopp den Delegierten und Gästen zu. Es muss das Bild in der Öffentlichkeit geweitet werden, was man im Schornsteinfeger-Handwerk alles erreichen kann, welche Fortbildungsmöglichkeiten bestehen.
Kopp präsentierte so auch die Ergebnisse der Lehrlingswartetagung, die eine ganze Reihe von Werbungsmöglichkeiten aufzeigte. Er warb bei den Delegierten auch für die Bereitschaft monetär keine Zurückhaltung bei diesem notwendigen Engagement an den Tag zu legen.
Weitere landesspezifische Themen kamen auch bei den weiteren Geschäftsberichten des LIV-Vorstandes nicht zu kurz.
Problemstellung rund um die Messgeräteprüfstellen
So ging Landesinnungsmeister Andreas Peeters auf die Problemstellung rund um die Anforderungen für die Prüfstellen für Messgeräte ein und berichtete über die stetig neuen Forderungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen (LANUV). Peeters hätte sich zudem einen besseren Umgang gewünscht.
Positiv stimmten den Landesinnungsmeister aber viele weitere Themen, über die er berichten konnte.
Neben der gut funktionierenden Ausbildungskostenausgleichskasse (AKS) hob er die Zusammenarbeit mit den Innungen hervor. „Diese ist hervorragend“, urteilte Peeters.
Erfreut war er zudem, dass aktuell nahezu keine wettbewerbs- und kartellrechtliche Probleme im Land mehr vorherrschen. Dieses Thema hat das Schornsteinfegerhandwerk nach der teilweisen Marktöffnung länger beschäftigt.
Peeters berichtete ferner über die Gespräche im Wirtschaftsministerium und insbesondere angedachte Änderungen an den Ausschreibungsrichtlinien für Kehrbezirke. Er warnte in diesem Zusammenhang vor einer Überfrachtung der Richtlinien und warb dafür sich auf die eigentlichen Tätigkeiten des bevollmächtigen Bezirksschornsteinfegers zu beziehen. Wohl aber zeigte er sich offen für eine Erweiterung im Bereich Lüftungstechnik. Neben dem Brand- und Umweltschutz ist das Thema Lüftung ein ureigenes Thema der Schornsteinfeger. So muss auch die Fachkraft für Lüftungstechnik (HWK) mit ein Beurteilungskritierium bei der Vergabe von Kehrbezirke spielen. „Das sind und müssen unsere Themen sein“, so Peeters.
Kostenfreier Zugriff auf Liegenschaftskataster eingefordert
Im Ministerium forderte der Landesinnungsmeister außerdem den Zugriff der bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger auf das Liegenschaftskataster. In der alltäglichen Arbeit und insbesondere beim Erlass von Feuerstättenbescheiden ist es unerlässlich einen Zugriff auf den korrekten Eigentümer zu haben und dieser Zugriff muss kostenfrei sein! Nur so kann auch gewährleistet sein, dass rechtssichere Feuerstättenbescheide erlassen werden können.
In den weiteren Geschäftsberichten ging der scheidende Vorstand Technik, Achim Wirth ausführlich auf die Feuerstättenstatistiken und die Möglichkeiten der neuen ZStat ein. Er präsentierte die Ergebnisse aber auch die Optimierungsmöglichkeiten.
Ein wichtiges Thema war ihm zudem noch das neue Baurecht in Nordrhein-Westfalen und seine Arbeit mit dem entsprechenden Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr.
Betriebe müssen CO2-Bilanzen erstellen
Im Anschluss referierte der QM/UM-Beauftragte, Peter Schäfers, über das neue schlankere Managementhandbuch. Er verwies zudem auf die notwendige Erstellung von betrieblichen CO2-Bilanzen. „Schon die DIN ISO 14001 fordert diese zwingend jährlich zu erstellen“, so Schäfers. Zudem wäre sein Traum, wenn dann jeder Schornsteinfegerbetrieb diese errechneten CO2-Mengen über CO2OL kompensieren liese. Zumindest sollte jeder Schornsteinfeger mit seinem Betriebswagen CO2-Neutral zu seinen Kunden fahren.
Abgerundet wurden die Vorträge des LIV-Vorstandes noch durch Ralf Rosocha, der den Bereich Finanzen begleitet
Andreas Peeters bleibt Landesinnungsmeister
Bei den abschließenden Vorstandswahlen wurde der Landesinnungsmeister Andreas Peeters in seinem Amt bestätigt. Zum neuen stellvertretenden Landesinnungsmeister wurde der Ostwestfale Dirk Franck gewählt.
Den Vorstand komplettieren Ralf Rosocha (Vorstand Finanzen) und Hans-Eberhard Kopp (Vorstand Berufsbildung).
Leider konnte der Bereich Technik nicht besetzt werden und blieb vakant. Dieses Amt solle zeitnah nachgewählt werden.
Zwar ohne Wahlamt, dennoch auf Beschluss des erweiterten Landesinnungsverbandes wurden Peter Schäfers (QM/UM-Beauftragter) und Andreas Kramer (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) benannt.
Alles in allem war es ein sehr harmonischer Landesverbandstag und die organisierende Schornsteinfeger-Innung Arnsberg übergab den Staffelstab an die Schornsteinfeger-Innung Ostwestfalen Lippe, wo dann 2020 ein Wiedersehen stattfinden wird.
Andreas Kramer
Landesfachverband Nordrhein-Westfalen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit